Die Mär von Tod und Stillstand

Unvollendete Projekte und Brachflächen, Duisburg ist voll davon. Das ist beklagenswert und stimmt verständlicherweise den Bürger missmutig. Missmutig gegenüber Entscheidungsträgern und gegenüber Gegnern von Entscheidungen, die dann endlich getroffen werden. So fühlt sich mancher Bürger dazu berufen, ein Outletcenter als Lösung aller innerstädtische Probleme zu sehen. Nein-Sager werden per se zu stumpfsinnigen Verhinderern und Investoren zu gütigen Heilsbringern, die sich einer Stadt wie Duisburg annehmen.

Man trifft auf: politische Unfähigkeit, Prestigegehabe und städtische Akteure, die eigene Interessen vor die der Gemeinschaft stellen. Ein Zustand zum aus der Haut fahren. Nicht nur könnte Duisburg in seiner Entwicklung bereits ein großes Stück weiter sein, auch geht das Potential der Stadt in der Wahrnehmung der eigenen Bevölkerung genauso unter wie die Wahrnehmung für Dinge, die gut laufen. Denn Duisburg entwickelt sich, anscheinend jedoch unbeachtet. Zwischen punktuellem Stillstand und vom Lobbyismus getriebenen Bauprojekten entsteht Neues. Nicht alles ist kategorisch schlecht, Duisburg ist in Bewegung.

Das Integrierte Handlungskonzept Innenstadt

Duisburgs Innenstadt hat in den vergangenen Jahren bereits eine deutliche Aufwertung erfahren. Mit dem Forum, dem City-Palais und dem König-Heinrich-Platz in der Mitte der Stadt, sowie der Königsgalerie und dem Stadtfenster, sind kleine Inseln des Fortschritts und Zeugnisse voranschreitender Stadtentwicklung entstanden. Und das trotz einer selbstgemachten Atmosphäre der Unsicherheit durch die Planung großer Einzelhandelsflächen, die Investoren und Einzelhändler in der Innenstadt die letzten zwei Jahrzehnte Zurückhaltung pflegen ließ.

Weitere Projekte sind in Planung oder bereits in der Umsetzungsphase. Grundlage hierfür bildet das Integrierte Handlungskonzept Innenstadt, in welchem Elemente aus der Stadtentwicklungsstrategie 2027 und des Masterplans von Sir Norman Foster verarbeitet wurden.

14,7 Millionen Euro Fördermittel sollen in den nächsten Jahren in städtebauliche Projekte fließen, darunter der Umbau von Mercatorstraße, Bahnhofsvorplatz und Friedrich-Wilhelm-Straße. Ebenfalls gefördert werden der Umbau des Kantparks und die Entwicklung des Mercator-Quartiers, um nur einige zu nennen. Zusätzlich sollen 630 Millionen Euro private und öffentliche Investitionen hinzukommen.

Stadt schaufelt sich ihr eigenes Grab

Von innen heraus soll Duisburgs Zentrum gestärkt werden, indem bestehende Strukturen durch Umbaumaßnahmen attraktiver gemacht werden. Die Planungen eines Outletcenters stehen jedoch mit diesen Planungen im inhaltlichen Widerspruch. Viel Geld und Arbeitskraft sind in die Entwicklung des Handlungskonzeptes geflossen und würden ebenso entwertet werden wie der Einsatz der Fördermittel und damit auch Steuergelder. Leichtfertig wird die hohe Wahrscheinlichkeit in Kauf genommen, dass der Innenstadt erheblicher Schaden zugefügt wird. Denn zuerst verschwinden Markenläden komplett aus der Innenstadt und ziehen ins Outlet. Danach nehmen innerstädtische Händler Outlet-Sortimente und Marken aus ihrem Programm, da sie mit den Kampfpreisen des DOC nicht mithalten können. Das betrifft nicht nur Kleidung, sondern auch Waren wie Porzellan, Glas, Wohneinrichtungsbedarf, Hausrat, Haus-, Bett- und Tischwäsche, denn auch diese dürfen in einem DOC angeboten werden. Weitere Leerstände entstehen, Gebäude und Ladenlokale werden entwertet. Durch den Bau eines Outletcenters am Rande der Innenstadt mit funktionierendem Stadtkern entstünde eine direkte Konkurrenz, die die Maßnahmen zur Stärkung der Duisburger Innenstadt ad absurdum führen würden.

Wir fordern mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung bei der Planung von Duisburgs Zukunft und sprechen uns ganz klar gegen den Bau eines „Dorfes“ neben der Innenstadt aus.

Wenn auch Sie gegen das DOC sind, stimmen Sie am 24. September mit „JA“ für die Aufhebung des Beschlusses zur Realisierung des Outletcenters. „JA“ zu Duisburg! 

4 Kommentare

  • Malte Petermann

    Ja zu Duisburg und der wirklich langsam gewachsenen City, muss gar kein Nein zu Outletplänen sein. Nutzt die immer noch zahlreichen Leerstände nicht nur jenseits der Steinchen Gasse in der Innenstadt für ein verteiltes DOC. Auf dem „Krögerplatz“: Büros, Freizeit und Wohnen als Verbindung von Sportpark und City, ggf. mit geringer Verkaufsfläche für ein zusätzliches Sortiment (Möbel, Camping, …. ).

  • Friedel Höffken

    Was für Multi Casa galt, gilt auch für das DOC! Für eine Anbindung an die City ist die Entfernung zu groß.

  • Kreuer

    Die jetzigen Leerstände können ja wohl kaum etwas mit dem noch nicht vorhanden DOC zu tun haben. Es hat auch mit einem wenig überzeugendem Angebot in der Innenstadt zu tun. Auch wenn kein DOC kommt werden die Leerstände nicht verschwinden und die Innenstadt für potenzielle Käufer interessanter werden.Dafür haben sich doch schon viel zu viele Anbieter vom Acker gemacht und dies nicht aus Spaß sondern weil es sich betriebswirtschaftlich nicht rechnet! Dies wird sich wahrscheinlich auch durch die Fördermaßnahmen nicht ändern.

    Das DOC zielt nicht in erster Linie auf den Duisburger Käufer und die im Vergleich zu anderen Großstädten niedrigere Kaufkraft. Viele Duisburger zieht es doch zu den „Einkaufstempeln“ anderer Städte.

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