DOC – ein Angriff auf Kultur und Lebensqualität

Es wird gemeckert über Leerstand in der Innenstadt. Gesagt, die Innenstadt sei schon tot. Wer jetzt ein neues Center, rund 2 Kilometer von der City mit „Outletware“ befürwortet, erzeugt nur eines: Noch mehr Leerstand. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber eines ist gewiss: Die Stadt als Ort der Kultur stirbt.

Das Argument, die Innenstadt sei tot, hört man des Öfteren. Aber was bedeutet diese Aussage? Tot bedeutet kein Leben. Klar, auf den Leerstand trifft das zu. Wer am Wochenende oder am Nachmittag durch unsere City läuft, wird eines Besseren belehrt. Familien, Senioren, junge Menschen – sie stöbern in den Geschäften, sitzen in Cafés, essen Eis und genießen bei schönem Wetter eine Auszeit auf der Wiese am König-Heinrich-Platz. Sie schlendern bis zum Knüllermarkt, um dort die neusten Dekoartikel zu ergattern oder sitzen auf der Terrasse bei Karstadt und genießen den Ausblick. An Markttagen oder anderen Veranstaltungen wie dem Weinfest, Handwerkerfest oder Weihnachtsmarkt sieht man, dass man die Innenstadt als Organismus, als Kulturgut wahrnehmen muss. Nicht als reinen Ort des Konsums.

Es geht um Lebensqualität

Leider verschließen viele mit dem „Ja zum Outlet“ die Augen davor, dass es um die Verödung der vorhandenen Stadtmitte als Kulturgut und das Schicksal bzw. die Existenz der lokalen Einzelhändler geht. Es geht – dem Anschein nach – um die scheinbar positive Sortimentswahl, die unabhängigen Parkmöglichkeiten und weitere Interessen, die den Einkauf leichter gestalten etc. Diese Interessen sind aber im Hinblick auf das europäische Leitbild einer nachhaltigen Stadt nicht von Relevanz. Die Verfolgung längerfristiger Ziele für eine Stadt und die Erhaltung der Innenstadt als Ort, an dem Kultur stattfindet, sollte im Sinne seiner Bürger und somit auch der politischen Spitze sein.

Eine Frequenzverschiebung von der Innenstadt auf das Outlet, führt im Laufe der Zeit wohl zum Abschied von Urbanität und Attraktivität des Stadtbildes. Schon jetzt haben Geschäfte angekündigt, die Innenstadt zu verlassen, sollte das Outlet kommen. Es führt zu mehr Leerstand. Der Verlust von Urbanität bedeutet insgesamt einen irreversiblen Verlust an Lebensqualität der Duisburger Bürgerinnen und Bürger.

Untergang ist vorprogrammiert

Wenn das Outlet kommt, wird eine Steuerung der innerstädtischen Attraktivität deutlich schwieriger. Das geplante Outlet ist darauf ausgelegt, dass der Besucher seine Bedürfnisse dort autark abdecken kann – insbesondere bei der geplanten Größe. Eine Anbindung ist für den Betreiber also gar nicht von Interesse. Die Folgen: Die innenstädtische Besucherfrequenz geht zurück, Leerstand weitet sich aus, der Trading-Down-Effekt verstärkt sich.

DOC ist keine Chance

Walter Brune sagt, dass nur wirklich große Innenstädte mit einer starken Innenstadt ein solches Produkt in ihren Grenzen vertragen, ohne daran nachhaltig Schaden zu nehmen. Man muss sich dessen bewusst sein, dass die Entscheidung ein DOC neben der Innenstadt zu installieren, in jedem Fall zu massiven Schäden innerhalb von Stadtmitte und den weiteren Stadtteilen führt. Schäden nicht nur hinsichtlich fehlender Umsätze oder Verkaufserlöse. So ist zum Beispiel an kulturellen Angeboten zu denken, die häufig erst durch einen funktionierenden Einzelhandel ermöglicht werden, wie z.B. Stadtteilfeste, kulturelles Sponsoring und vieles mehr.

Geben wir Duisburg eine Chance. Nur ohne DOC scheint das noch möglich.

Unterstützen auch Sie das Bürgerbegehren.

 

Quelle: Brune mit Rolf Junker, Holger Pump-Uhlmann (Hrsg.): Angriff auf die City. Kritische Texte zur Konzeption, Planung und Wirkung von integrierten und nicht integrierten Shopping-Centern in zentralen Lagen. Droste, Düsseldorf 2006

Kommentar verfassen